Interessant erscheint, dass sich E-Learning, insbesondere bei medienschaffenden oder mediengestaltenden Studiengängen häufig darauf beschränkt, über Termine zu informieren bzw. Textdateien und Links an die Studierenden weiter zu geben, im Grunde also eher von E-Information gesprochen werden kann. Doch es könnten künstlerische Studiengänge enorm von E-Learning profitieren und eine Qualitätssteigerung der dortigen Lehre bewirken – gerade, weil einige „Medienschaffende“ künftig diejenigen sein werden, die auch Medien für diesen Bereich produzieren.
Es muss sich, „wer eine Veränderung der Lehrkultur an den Hochschulen bewirken [will], […] den Fachkulturen und den damit einhergehenden fachspezifischen Besonderheiten für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen“ (Mayrberger, 2008, S. 159) stellen.
Durch die neuen technologischen Möglichkeiten in den Lernprozessen können insbesondere kreative Menschen, für die selbstgesteuertes (also auch autodidaktisches) und individualisiertes Lernen vonbesonderer Bedeutung ist (Kleinen, 2003, S. 28), die Rolle des Lernenden im Lehrprozess verändern, dadurch also eine aktivere Rolle einnehmen (Schulze, 2006, S. 8).
Zudem ist davon auszugehen, dass ein zunehmender Anteil der mediengestaltenden Berufe künftig auch die ,Didaktische Produktion‘ (so ein Ausdruck der Universität Ilmenau) gestalten werden, welche beim E-Learning zum Einsatz kommen. Damit werden sie Medienautoren und Multiplikatoren, da diese Aufgabe nicht allein von Didaktikern und Didaktikerinnen professionell zu bewältigen sein wird bzw. eine „Professionalisierung der Produktion didaktischer Medien“ (Kerres, 2001, S. 47) wünschenswert erscheint.
Kerres spricht aufgrund der zentralen Merkmale des Web 2.0 auch von E-Learning 2.0 – also einem interaktivem, partizipativem, kooperativem und kollaborativem E-Learning (2006, S. 6f).
Nicht extra betont werden muss, dass sich e-Learning nicht für alle (künstlerischen) Lehrbereiche gleichermaßen eignet – die Reflexionsmöglichkeiten und der Zwang einer gewissen Verschriftlichung kann jedoch fast immer positiv gewertet werden und hat viele Lerneffekte. Schreiben strukturiert Denkprozesse und fördert damit das analytische Denken. Das „Primat der Mündlichkeit“ in vielen künstlerischen Studiengängen könnte mit e-learning zumindest ein wenig verdrängt werden und eine gewisse „Verwissenschaftlichung des Studiums“ unterstützen, sofern dies ein wünschenswertes Ziel sein sollte.